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GSG9 lebt weiter (auch) vom Landshut-Mythos

Aktualisiert: 8. März 2020

Die Grenzschutzgruppe (GSG) 9 gilt bis heute als eine der besten Anti-Terror-Einheiten der Welt. Sie wurde als schnelle Eingreiftruppe berühmt, als sie in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 auf dem Flughafen von Mogadischu, der Hauptstadt von Somalia in Ostafrika, innerhalb weniger Minuten aus der Lufthansa-Boeing „Landshut“ 86 Geiseln befreite. Die meisten waren Deutsche, die sich in der Gewalt von vier arabischen Terroristen befanden. Die GSG 9 beendete ein fünftägiges Geiseldrama. #werbung #gsg9 #bundespolizei

Überforderte Polizei

Den Auftrag zur Gründung des Spezialverbandes hatte der Polizeioffizier des Bundesgrenzschutzes Ulrich Wegener im Herbst 1972 vom damaligen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) erhalten. Vorausgegangen war der Anschlag palästinensischer Terroristen auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen in München. Dabei hatte sich gezeigt, dass die regulären Polizeieinheiten auf, die bis dahin unbekannte Bedrohungssituation durch arabische Terroristen nicht vorbereitet waren.

Kampf gegen die RAF

Hinzu kam der Kampf gegen den Links-Extremismus. Zu verdanken ist der Elite-Einheit beispielsweise die Festnahme der beiden RAF-Terroristinnen Adelheid Schulz und Brigitte Mohnhaupt im Oktober 1982 in einem Waldstück in der Nähe von Heusenstamm.

Das Fiasko von Bad Kleinen

Zu einem Fiasko entwickelte sich ein Einsatz der Anti-Terror-Spezialisten am 27. Juni 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen. Sie gingen gegen die beiden RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld vor. Bei einem Schusswechsel wurde zuerst der GSG9-Beamte Michael Newrzella getötet. Anschließend brach Grams tödlich getroffen auf den Gleisen zusammen. In der Folge gerieten Mitglieder des Sonderkommandos unter Verdacht, Grams getötet zu haben. Die Bundesregierung stellte nach langwierigen Untersuchungen fest, dass Grams durch eigenes Verschulden ums Leben gekommen sei. Bei der Untersuchung des Einsatzes kamen allerdings zahlreiche Fehler ans Tageslicht. Eine Woche später trat Innenminister Rudolf Seiters (CDU) zurück, Generalbundesanwalt Alexander Stahl wurde entlassen.

Gefallen im Irak

Des Weiteren verloren Tobias Retterath und Thomas Hafenecker ihr Leben bei einer Mission im Irak. Im Rahmen eines Einsatzes zum Personenschutz 2004 geriet ihr Konvoi in der Nähe von Falludscha in einen Hinterhalt. Es kam zu einem Feuergefecht. Der Leichnam von Hafenecker wurde bis heute nicht gefunden.

50 Einsätze pro Jahr

In mehr als 1700 Einsätzen habe die GSG9 nur siebenmal von Schusswaffen Gebrauch machen müssen, erklärte der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich 2012 beim Festakt anlässlich des 40-jährigen Bestehens. Bis Ende 2017 waren es etwa 1900 Einsätze, zuletzt rund 50 pro Jahr.

Gefragtes Spezialwissen

Die GSG 9 sei für die innere Sicherheit zuständig, die Bundeswehr für die Äußere, hat Kommandeur Wegener einmal gesagt. Er sehe keine Konkurrenz zwischen der Polizei und der Bundeswehreinheit Kommando Spezialkräfte (KSK). Wegener wechselte 1988 in den Dienst der saudischen Regierung, um die dortige rund 2000 Mann starke Special Security Force auszubilden. Auch in Thailand, Somalia, den USA und der Schweiz half die GSG9 beim Aufbau vergleichbarer Truppen. Wegener wurde zu einem international gefragten Experten in der Terrorismus-Bekämpfung. Er starb 2017 im Alter von 88 Jahren.

Einsatzspektrum immer breiter

Heute erstreckt sich das Einsatzspektrum der GSG 9 nicht mehr ausschließlich auf die Terroristen-Bekämpfung. So kümmert sich die Einheit genauso um Rauschgift-Kriminalität und andere außergewöhnliche Delikte. Sie wird vor allem gegen Luft- und Seepiraten, bei Geiselnahmen, schwerster Gewaltkriminalität oder auch zur Abwehr der Gefährdung ausländischer Staatsgäste eingesetzt. Die GSG 9 nimmt zudem an polizeilichen Auslandsmissionen von EU und Vereinten Nationen teil und ist dem Innenministerium unterstellt.

GSG 9 Tätigkeitsabzeichen

Einsatzbereit in 15 Minuten

Angefangen mit 180 Mann, umfasst die GSG 9 heute etwa 400 Beamte, alles Freiwillige. Die genaue Zahl wird geheim gehalten. Das sind unter anderem auch Taucher, Präzisionsschützen und Fallschirmspringer. Nur rund 15 Minuten benötigen die Männer für ihre Einsatzbereitschaft. Binnen zwei Stunden sollen sie jeden Ort in Deutschland erreichen können.

Zweiter Standort in der Hauptstadt

Die GSG9 hat Mitte des Jahres 2017 vom Bundesinnenminister den Auftrag erhalten, eine weitere Einsatzeinheit mit Standort in Berlin aufzubauen. Aktuell laufen diesbezüglich umfangreiche Planungs- und Organisationsmaßnahmen. Ziel ist es, in etwa drei bis fünf Jahren mit der geplanten Sollstärke vor Ort einsatzbereit zu sein. Von Berlin aus kann man schneller auf Bedrohungen in der Hauptstadt selbst reagieren. Außerdem ist eine Anbindung an die Hubschrauberflotte der Bundespolizei in Ahrensfelde im Nordosten von Berlin möglich. Verbunden mit dem Aufbau des zweiten Standorts ist die Erhöhung der Personalzahl um etwa ein Drittel.

Neue Bedrohungen

Aktueller Kommandeur ist Jerome Fuchs (seit 2014). Er stammt aus Karlsruhe und gehört seit mehr als 20 Jahren dazu. Die Anti-Terror-Einheit habe sich jahrelang auf Geiselnahmen durch Terroristen oder Schwerkriminelle eingestellt. Wir hatten Zeit, uns vorzubereiten, konnten aufklären und Informationen über die Täter sammeln, sagte Fuchs in einem seiner seltenen Interviews. Diese Möglichkeiten habe man bei Anschlägen wie in Paris, Brüssel und Nizza nicht. Da müssen wir sofort zum Anschlagsort, also schnellstmöglich unsere Einheiten verlegen und die Terroristen stoppen. Das ist eine Vorgehensweise, die unsere Kräfte verinnerlichen müssen, so Fuchs.

Gliederung

Nach eigenen Angaben der GSG 9 aus einem Werbeblatt gab es 2007 folgende Einsatzeinheiten: Präzisionsschützen, Einsatztaucher in der maritimen Gruppe, Spezialisten für die Erstürmung entführter Flugzeuge, Sprengstoff- und Kampfmittelexperten sowie Beobachtungs- und IT-Techniker in einer Dokumentationseinheit.

Bundespolizei Logo

Nachwuchsprobleme

Die Truppe hat mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Neun von zehn Bewerber, die zuvor die Ausbildung beim Bundesgrenzschutz absolviert haben, scheitern im fünftägigen Eignungsauswahlverfahren (EAV). Von denjenigen, die genommen werden, schafft nur jeder Zweite die neunmonatige Spezial-Ausbildung.

EAV als hohe Hürde

Der erste Schritt für eine Karriere bei der GSG 9 ist eine Polizeiausbildung im mittleren oder gehobenen Dienst. Grundsätzlich spielt es keine Rolle, ob man die Ausbildung bei der Bundespolizei oder einer anderen Bundes- oder Landespolizeibehörde macht. Es hat jedoch einige Vorteile, wenn man den Direkteinstieg in die Bundespolizei wählt. Wer das EAV bestanden hat, darf die Ausbildung beginnen. Sie ist mit den Jahren gewachsen und besteht aus zwei Teilen, der Basis- und der Spezial-Ausbildung. Jeder Teil dauert viereinhalb Monate und ist durch einen Urlaubsblock vom anderen getrennt. Die Ausbildung zu einem Beamten "für besondere Verwendung" (f.b.V.) ist in dieser Art in Deutschland einmalig. Sie ist eine Mischung aus einer modernen Polizeiausbildung mit militärischen Elementen. Das erste Jahr steht im Zeichen der Spezialisierungs-Ausbildung. Nach rund zwei weiteren Jahren Diensterfahrung bekommt man in der Regel die Möglichkeit, eine weitere Zusatzqualifikation zu erlernen.

Ausrüstung

Die Mitglieder der GSG 9 arbeiten hauptsächlich mit Maschinenpistolen von Heckler & Koch (MP5 und MP7) sowie mit Sturmgewehren, ebenfalls von Heckler & Koch (G36 und andere). Hinzu kommen diverse Maschinen- und Scharfschützengewehre. Die Waffen existieren in zahlreichen Versionen und Konfigurationen, oft gibt es davon weltweit nur wenige Modelle. Die Schutzhelme sind aus Kevlar - für die Polizeiausrüstung wurden diese Modelle zum Teil übernommen. Hinzu kommen unter anderem gepanzerte Wagen, Fahrzeuge für den Materialtransport, Schutzwesten sowie Waffenzubehör und Nachtsicht- und Wärmebildtechnik. Die Länder haben in jüngster Zeit die Polizeiausrüstung nach dem Vorbild der GSG 9 verstärkt.

Elitetruppe im Verborgenen

Immer wieder wird die GSG 9 gerufen, wenn andere Kräfte an ihre Grenzen stoßen. Viele Einsätze gehen im Verborgenen über die Bühne. Auch im Ausland ist die Elitetruppe aktiv. Ihr Mythos wird sich aber weiterhin auf die erfolgreiche Befreiung der "Landshut"-Geiseln 1977 gründen.

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