Das Sturmgewehr H&K G36 ist der Nachfolger des bekannten G3. Genau wie der Vorgänger wurde es von Heckler & Koch entwickelt und produziert. In der Entwicklungsphase wurde das heutige G36 auch als HK50 bezeichnet. Heute kommt es als Ordonnanzwaffe in der deutschen Bundeswehr zum Einsatz.
Die Entwicklung des G36
In den 1970er wurde mit dem HK36 ein besonders fortschrittliches Sturmgewehr entwickelt, welches dem späteren G36 sehr ähnlich sehen sollte. Das Gewehr nutzte eine neu entwickelte, konventionelle 4,6 x 36 mm CETME Munition mit einem Geschossgewicht von 3,5 g. Die Mündungsgeschwindigkeit betrug dabei 780 m/s. Dank des recht geringen Rückschlags konnte eine Kadenz von 1100 Schuss pro Minute erreicht werden.
Zudem wurde bei der Herstellung des Gewehrs Kunststoff verwendet, um das Gewicht zu reduzieren. Äußerlich glich das Gewehr stark dem heutigen G36E, da die Visiereinrichtung ebenfalls in den Tragebügel integriert war. Allerdings entschloss sich Heckler & Koch aus ökonomischen Gründen im Jahr 1978 sich voll und ganz auf die Herstellung des G11 zu konzentrieren. So wurde die Fertigung des HK36 schließlich eingestellt.
Der Aufbau des H&K G36
Das Sturmgewehr G36 besitzt einen einschießenden, indirekten Gasdrucklader, der mit einem Drehkopfverschluss ausgestattet ist. Um das Gewicht des Gewehrs von Heckler & Koch zu reduzieren und dadurch das Tragen angenehmer zu gestalten, kommt bei der Herstellung Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff zum Einsatz. Dieser spezielle und leichte Kunststoff wird für alle Bauteile genutzt, welche nicht direkt mit dem Feuervorgang in Verbindung stehen.
Um zusätzlich die Kosten der Fertigung so weit wie möglich zu reduzieren, werden die Kunststofffaserabschnitte mit Polyamid 6.6 vermischt. Insgesamt beträgt der Faseranteil des Kunststoffs circa 33%.
Die Metallteile des H&K G36 werden aus korrosionsbeständigem Stahl hergestellt. Das zentrale Element des Sturmgewehrs stellt die Rohrbettung dar. Dabei handelt es sich um den Teil des Gehäuses, welcher das Rohr aufnimmt. Die Rohraufnahme selbst besteht aus Stahl.
Der Lauf der Waffe ist mit insgesamt sechs Federn und Zügen ausgestattet. Die Drall-Länge beträgt 178 mm. Die Abzugsgruppe des G36 kann mit beiden Händen bedient werden. Zudem ist sie mit den Buchstaben “S”, “E” und “F” beschriftet. Dabei steht der Buchstabe “S” für Sicher, der Buchstabe “E” für Einzelschuss und das “F” für Feuerstoß. Bei der Fertigung des Sturmgewehrs kann hierbei allerdings auch auf Sonderwünsche eingegangen werden. So ist es möglich die Abzugsgruppe auch mit anderen Buchstaben versehen zu lassen.
Die Zielhilfe des G36
Das H&K G36 ist mit einem dualen Hauptkampfvisier ausgestattet. Dieses besteht aus einem Reflexvisier und einem Zielfernrohr. Später wurde der Waffe noch das Laser-Licht Modul LLM01 hinzugefügt.
Das Reflexvisier des Sturmgewehrs
Das obere Reflexvisier, auch Kollimatorvisier genannt, besitzt eine Licht-Sammelschnecke. Diese besteht aus hochwertigen Glasfasern. So kann ein roter Lichtpunkt erzeugt werden, um das Zielen zu erleichtern. Auf einer Distanz von circa 100 m deckt dieser rote Lichtpunkt dabei etwa 25 cm des Ziels ab.
Bei hellen Lichtverhältnissen tagsüber ist der Lichtpunkt ohne Probleme zu erkennen. Bei Nacht bietet es sich an, die extra dafür vorgesehene Batterie hinzu zu schalten. So wird das rote Licht des Punkts verstärkt, so dass es auch bei Nacht ohne Schwierigkeiten zu sehen ist.
Oberhalb des Reflexvisiers befindet sich ein Schieber. Dieser ermöglicht das Schließen der Lichtöffnung. Zudem besitzt das G36 Reflexvisier einen speziellen Fotosensor. Dieser misst automatisch die Lichtverhältnisse und passt die Helligkeit des roten Lichtpunkts an. Bei schlechten Kontrastverhältnissen kann die Leuchtstärke so über den Ein- und Ausschalter erhöht werden.
Des Weiteren besitzt das G36 eine Zeitschaltung. Diese sorgt dafür, dass die Beleuchtungsstärke nach 45 Sekunden automatisch wieder auf den Standardwert zurückgeschaltet wird.
Das G36 Reflexvisier eignet sich bei Schnellschüssen bis auf eine Entfernung von 200 m. Dabei verläuft die Flugbahn des Geschosses relativ flach. So muss der Haltepunkt bei einer Entfernung von etwa 50 bis 100 m nicht verändert werden.
Außerdem ermöglicht dieses Visier dem Schützen, die Augen beim Schießen geöffnet zu halten. Dies hat den großen Vorteil, dass der Schütze räumlich sehen kann und ein größeres Gesichtsfeld hat. So können letztendlich schnellere Reaktionen ermöglicht werden.
Das G36 Zielfernrohr
Neben dem Reflexvisier besitzt das Hauptkampfvisier auch ein Zielfernrohr. Dieses ist im darunterliegenden Tragegriff integriert und ermöglicht eine dreifache Vergrößerung bei Zielen in einer Entfernung von bis zu 500 m.
Im Visier selbst befinden sich Entfernungsschätzmarken für Mannziele in einer Entfernung von bis zu 800 m. Dabei sind dieser Schätzmarken auf eine Körpergröße von 1,75 m ausgelegt.
Das Fadenkreuz in der Mitte des Zielkreises dient als Zielmarke für Ziele in einer Entfernung von etwa 200 m. Des Weiteren bildet der Zielkreis drei Fadenkreuze. Diese dienen jeweils als Zielmarke für 200 m, 400 m, 600 m und 800 m. Dabei ist jedoch nur das oberste Fadenkreuz von einem Kreis umgeben.
Die Außenfläche des Zielkreises schneidet sich mit der Visierlinie. Dieser Schnittpunkt stellt die Vorhaltemarke für Ziele mit einer lateralen Geschwindigkeit von 15 km/h auf einer Distanz von etwa 200 m dar.
Dank der recht flachen Flugbahn des Projektils ist lediglich ein geringfügig tieferer Haltepunkt des Sturmgewehrs nötig, wenn Ziele in einer Entfernung von etwa 200 m anvisiert werden.
Die Munition
Als Munition kommt für das Sturmgewehr G36 DM11 Munition im Kaliber 5,56x45 mm NATO zum Einsatz. Diese Munition wird sowohl von MEN als auch von RUAG Ammotec hergestellt.
Allerdings geriet die Munition von MEN bisher schon des Öfteren in die Kritik. Das Ernst- Mach-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft berichtete, dass das Geschoss einen zu dünnen Zinnmantel besitzt. Dies führt dazu, dass bei einem heißen Lauf das freiliegende Geschossheck abdampft. So geraten Bleiemissionen in die Umgebungsluft, wodurch wiederum das Trefferbild ungenau wird.
Da die Dicke des Zinns die Flugbahn des Geschosses beeinflussen kann, verändert sich somit bei einer heiß geschossenen Waffe das Trefferverhalten. Aus diesem Grund geriet das H&K G36 in der Vergangenheit häufig in die Kritik.
Die Baugruppen
Mit nur wenigen, einfachen Handgriffen kann das Sturmgewehr von Heckler & Koch in seine neun Baugruppen zerlegt werden. Nach nur wenigen Augenblicken erhält man also das Gehäuse mit Rohr und Anbauteilen, das Kurvenmagazin, den Trageriemen, das Griffstück, den Schaft, den Handschutz, den Verschluss, das Bodenstück mit Schießrohr und den Tragebügel mit Visiereinrichtung. Einige dieser Baugruppen lassen sich wiederum in einzelne Bauteile auseinander bauen.
Wenn das Sturmgewehr G36 federmäßig gereinigt wird, bleibt der Verschluss selbst komplett. Auch die Antriebsstange und der Gaskolben müssen nicht ausgebaut werden. Das Zerlegen und Zusammenbauen selbst nimmt lediglich zwei Minuten in Anspruch. Je geübter man ist, desto schneller geht es natürlich von Statten. So nehmen geübte Soldaten das Gewehr innerhalb von einer halben Minute auseinander und bauen es in dieser Zeit auch wieder zusammen.
Vergleicht man das G36 mit anderen Sturmgewehren fällt allerdings auf, dass das Auseinander- und Zusammenbauen etwas länger dauert. Grund hierfür ist, dass einige der Baugruppen mit insgesamt drei verschiedenen Haltebolzen gesichert sind. Zu diesen Baugruppen zählen das Griffstück, das Bodenstück, die Schließfeder, der Magazinschacht und der Handschutz. Die Haltebolzen selbst sind dabei in vier Bohrungen in der Schulterstütze zwischengelagert.
Natürlich sind für das Sturmgewehr G3 von Heckler und Koch noch viele zusätzliche Anbauteile zur Aufrüstung verfügbar.
Verschiedene Varianten des G36
Das G36 ist in verschiedenen Varianten verfügbar. Die Standardversion des Sturmgewehrs von Heckler und Koch besitzt eine Gesamtlänge von 1002 mm, wobei die Länge des Rohrs 480 mm beträgt. Die Höhe des Gewehrs beträgt 320 mm und die komplette Breite 64 mm Die Standardversion wiegt 3,63 kg und ist mit einem Dreifach-Optik Reflexvisier ausgestattet.
Neben dieser Version, gibt es auch noch eine kurze Version des Sturmgewehrs, welches sich vor allem in seiner Länge unterscheidet. Diese Version G36K ist nämlich nur 833 mm lang, wobei die Länge des Rohrs lediglich 318 mm beträgt. Noch kleiner fällt allerdings die G36C Compact Version aus. Die Länge dieses Gewehrs beträgt nur 716 mm mit einer Rohrlänge von 228 mm.
Dagegen unterscheidet sich die G36V Variante weder in der Gesamtlänge noch in der Rohrlänge vom normalen G36. Stattdessen ist diese Version, statt des Dreifach-Optik Reflexvisiers, mit einem 3- oder 1,5-fach Optik Visier ausgestattet. Diese Variante gibt es auch für die kurze Version des Sturmgewehrs. Die G36KV besitzt eine Länge von 833 mm mit einer Rohrlänge von 318 mm und ist mit einem 3- oder 1,5-fach Optik Visier ausgestattet.
Das G36 - ein funktionstüchtiges Sturmgewehr damals wie heute
Auch heute noch kommt das G36 in der deutschen Bundeswehr wie auch in anderen Ländern zum Einsatz. So findet man das Gewehr unter anderem auch in Australien, Belgien, Frankreich und Spanien.
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